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Sobald Notenbanker auch nur leise andeuten, Anleihekäufe zu reduzieren oder Zinsen anzuheben, rutschen die Aktienmärkte in den Keller. Doch irgendwann wird es soweit sein. Nur wann, dass bleibt die große Frage.

Wohin geht die Reise der Geldpolitik? Straße durch den Grand Teton National Park, Jackson Hole
Jackson Hole – der kleine Ort in den Rocky Mountains ist jedes Jahr eigentlich Schauplatz der wichtigsten Notenbanktagung der Welt. Doch schon zum zweiten Mal nach 2020 lädt die US-Zentralbank, die Federal Reserve (Fed), nicht zum persönlichen Treffen, Notenbanker und Ökonomen werden sich pandemiebedingt von Donnerstag bis Samstag nur virtuell miteinander austauschen. Auch wenn die Börsianer nicht allzu viel Neues erwarten – der Rede des Fed-Chefs Jerome Powell am Freitag werden sie dennoch genau lauschen. Gibt er Signale, wann die Notenbank mit dem sogenannten Tapering, dem Zurückfahren der Anleihekäufe beginnen könnte? Gibt es gar Signale in Richtung einer Zinswende?
Damit rechnet Jörg Krämer nicht. Die amerikanischen Währungshüter hätten in den letzten Wochen immer wieder deutlich gemacht, dass sie bald die Anleihekäufe drosseln würden. „Warum sollte man das jetzt beschleunigen?“, fragt der Chefvolkswirt der Commerzbank. Denn auch der letzte Arbeitsmarktbericht in den USA hätte keine neuen Erkenntnisse gebracht. Anders als die Europäische Zentralbank (EZB) kümmert die Fed sich nicht nur um stabile Preise, sondern auch um maximale Beschäftigung.
Vor Corona trafen sich die Notenbanker hier persönlich: Die Teton Mountain Range in Jackson Hole
Aktuell kauft die Fed pro Monat Staats- und Hypothekenanleihen im Volumen von 120 Milliarden Dollar. Damit soll die Wirtschaft angekurbelt werden – zusätzlich zum ohnehin niedrigen Leitzins von 0 bis 0,25 Prozent. Das Inflationsziel habe man inzwischen erreicht, glauben die amerikanischen Geldpolitiker. Tatsächlich stiegen die Preise im Juli um 5,4 Prozent, das aber sei vor allem den höheren Energie- und Nahrungsmittelpreisen geschuldet, beschwichtigen sie.
Die Preise sollen eigentlich um zwei Prozent steigen, wenn sie einmal kurzfristig darüber hinausgehen, dann wiege das nicht so schwer, wichtig sei die mittelfristige Preisentwicklung, versichern die Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks. Dennoch mahnt Volker Wieland, Professor für Monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität Frankfurt: „Was in den vergangenen Jahren die Inflation unter Ziel gehalten hat, waren vor allem die Importpreise. Da hatten wir eine schwache Entwicklung, aber das kann in der Zukunft ganz anders aussehen.“ Jetzt schon wirkten sich die Lieferengpässe weltweit und der Anstieg der Frachtkosten stark bei den Importpreisen aus, warnt Wieland: „Das kann sich mehr verfestigen als die Notenbanken das im Moment projizieren.“
Als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke 2013 ein Zurückfahren der Anleihekäufe andeutete, sorgte er damit für große Unruhe. Das führte zu deutlich steigenden Zinsen und damit zu erheblichen Kursverlusten bei Anleihen.  Darunter litten besonders die Schwellenländer. Dieses Mal aber boomt die amerikanische Konjunktur, angeregt durch das Konjunkturpaket, das US-Präsident Joe Biden aufgelegt hat. Außerdem sind die Finanzmärkte besser vorbereitet.
Bei Touristen beliebt: Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming
Denn auch die Fed wolle eine solch heftige Reaktion der Finanzmärkte wie 2013 möglichst vermeiden, sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland. Vor allem sei der Immobilienmarkt durch die lockere Geldpolitik befeuert worden. Deshalb werde die Fed sehr behutsam diesen Einstieg in den Ausstieg wählen: „Wenn die amerikanische Notenbank zu schnell auf die Zinsbremse steigt, dann kollabiert der Immobilienmarkt. Und das will die Fed definitiv nicht sehen.“
Beobachter rechnen nun damit, dass die Fed einen Zeitplan für den Ausstieg schon nach der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am 21. und 22.September bekannt geben könnte. Dann nämlich liege auch ein weiterer Arbeitsmarktbericht vor, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. Das sei eine bessere Grundlage, um über ein Tapering entscheiden zu können. Mit einem tatsächlichen Zurückfahren der Käufe rechnet die Commerzbank dann im Laufe des vierten Quartals. Die EZB dürfte sich davon nicht beeindrucken lassen. Noch müsse die Notenbank die Konjunktur stützen, macht deren Präsidentin Christine Lagarde immer wieder deutlich.
Die US-Notenbank Federal Reserve bleibt trotz des Aufschwungs und anziehender Inflation geldpolitisch auf dem Gas. Der Leitzins bleibt unverändert.  
Europas Währungshüter zementieren das Rekordtief bei den Zinsen und stecken weiterhin Milliarden in Anleihenkäufe. Sorgen bereitet der EZB die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus.  
Auch wenn es im Euroraum Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung gibt, hält die Europäische Zentralbank an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Ihre Inflationserwartungen hebt sie an, sieht aber noch keine Trendwende.  
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