Das Internet, oder spezieller gesagt soziale Medien und ähnliche Plattformen, wie YouTube und Co., gelten allgemein als Spielwiese der unzensierten Meinungsfreiheit. Völlig egal, wie unausgegoren diese Meinungen auch sein mögen.
Doch auch im Internet findet eine Zensur statt. Teilweise genau dort, wo es viele Nutzer am wenigsten erwarten würden. So hat eine Untersuchung des Online Magazins „Vice“ ergeben, dass viele Influencer auf YouTube teilweise selber mit der relativ groben Kelle zensieren. Und zwar anhand von Filterlisten, in denen die Content Ersteller selber unliebsame Begriffe definieren. Kommen diese in einem Kommentar oder in einem Live Chat Beitrag von einen Nutzer vor, werden diese Postings herausgefiltert und müssen erst von den Kanalbetreibern freigegeben werden – oder auch nicht.
Für all jene, die Influenza nur als Grippeinfektion kennen: Influencer sind Content Ersteller auf YouTube, Instagram und Co., die sich einer besonders großen Gefolgschaft erfreuen und ein entsprechend großes Publikum erreichen. Und zwar in einer Größenordnung, sodass sie davon leben können. Im Internet sind bekanntermaßen Klicks, Weblinks und Werbeprogramme die harte Währung. Einer der Hauptgründe, warum im Netz so vieles kostenfrei angeboten werden kann – und warum gerade viele News Portale von Tageszeitungen geradezu allergische auf AdBlocker reagieren.
Eine Zensur findet (vielleicht) nicht statt
In eigener Sache hat Vice kontrolliert, wie Zensur-freudig einige der bekanntesten deutschen YouTuber sind. Als besonders verhasst haben sich die Wörter „Clickbait“ und „Fake“ erwiesen, die überdurchschnittlich oft dazu führten, dass Kommentare zwecks einer Moderation heraus gelotst wurden. Als rigider Kanal diesbezüglich hat sich übrigens recht überraschend der ansonsten so legere YouTuber „Unge“ erwiesen. Im Testlauf von Vice wurden 28 Begriffe auf die Probe gestellt, die bei 15 der größten deutschen YouTuber auf Herz und Nieren geprüft wurden, wobei bei Unge die meisten Treffer vorlagen.
Inwiefern das nun bei nur 15 Test-Kanälen und 28 Begriffen repräsentativ ist, sei dahingestellt. Unge hat mittlerweile reagiert und die meisten Wörter aus den Filterlisten gestrichen. Darunter war kurioserweise auch das Wort bzw. der Begriff „CDU“.
Wirklich vergällen kann man den Content Erstellern diese Kontrollfunktion jedoch nicht. Gerade im Lichte vergangener Ereignisse und eingedenk obskurer Subkulturen, die sich im Netz gerne abreagieren und indoktrinieren, kann eine große Kommentar-Sektion (insbesondere bei gesellschaftlich brisanten Themen) zum Albtraum für jeden Moderator ausarten. Insbesondere wenn YouTube und Konsorten sich dabei selber in aller Regel fein heraushalten und die Influencer selber zu Hilfs-Sheriffs in eigener Sache ernennen.