Stahlhersteller sind auf die Bahn als Transportmittel angewiesen.
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Nicht nur Hunderte Personenzüge stehen bundesweit still. Seit gestern Abend schon bestreiken die Lokführer der GDL auch den Güterverkehr. Dauert der Arbeitskampf an, könnte das einige Branchen hart treffen. Gerade in der jetzigen Situation sei das „dramatisch“, warnt Ökonom Michael Hüther.
Wirtschaftsvertreter fürchten einen hohen Schaden durch den Streik der Lokführer der Deutschen Bahn. Laut einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) drohen der Wirtschaft insgesamt Verluste von bis zu 100 Millionen Euro am Tag, sollte der Arbeitskampf anhalten. Arbeitgeberpräsident Steffen Kampeter nannte den Ausstand "unverantwortlich".
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihre Mitglieder aufgerufen, seit gestern Abend den Güterverkehr der Deutschen Bahn zu bestreiken und seit heute Morgen auch den Personenverkehr. Der staatseigene Konzern kann derzeit nur einen Notfallfahrplan anbieten. Der Fern- und Nahverkehr ist bundesweit stark beeinträchtigt. Der Streik ist zunächst bis Freitagmorgen 2 Uhr angesetzt. Gewerkschaft und Bahn streiten um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will GDL in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. Sie will damit auch bei den Mitarbeitern im Machtkampf mit der EVG punkten.
Kampeter beklagte, die GDL gefährde "die ohnehin schwierige Erholung der Wirtschaft". Unternehmen und Betriebe brauchten jetzt Stabilität und Planungssicherheit. "Ein verlässlicher Güterverkehr ist für die Stärkung des noch fragilen Konjunkturaufschwungs deshalb genauso zwingend wie ein reibungsloser Personennah- und Fernverkehr."
Auch IW-Präsident Michael Hüther sieht in dem Streik ein belastendes Signal. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sei labil, sagte er bei ntv. "Wir sehen das an den Lieferproblemen und den Preiseffekten." Diese schon vorhandenen Engpässe bei internationalen Lieferketten könnten durch den Bahnstreik verstärkt werden. Direkt betroffen seien etwa die Chemie- und die Stahlindustrie, die große Gütermengen per Bahn transportierten.
Vor allem Chemieunternehmen seien dabei auf einen reibungslosen Ablauf der einer genau abgestimmten Logistik angewiesen, da viele Vorprodukte nicht in größeren Mengen auf Vorrat an den Produktionsstätten gelagert würden. "Wenn das nicht mehr funktioniert, dann kann das sehr schnell auf 100 Millionen Euro pro Tag und andere Beträge kommen, die wir hier gesamtwirtschaftlich verlieren", sagte Hüther. In einer Zeit, "in der wir gerade rauskrabbeln aus einer Pandemie, die weltwirtschaftlich weiterhin Risiken in sich trägt und in der wir eigentlich froh sind, dass wir wenigstens einigermaßen stabile Rahmenbedingungen haben, ist es wirklich dramatisch."
Quelle: ntv.de, mbo