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Manch­mal möch­te man ein­fach wie­der ins Bett gehen und die Decke über den Kopf zie­hen. Die Her­aus­for­de­rung, vor der wir ste­hen, scheint viel zu groß — die Her­aus­for­de­rung die Welt zu ret­ten. Aber ich zweif­le nicht, dass wir es schaf­fen kön­nen. Nicht allei­ne, aber gemeinsam.
Fakt ist: Die Popu­la­ti­ons­grö­ße etwa der Hälf­te der Arten geht zurück. Fakt ist: Die Wir­bel­tier­be­stän­de schwin­den seit einem hal­ben Jahr­hun­dert kon­ti­nu­ier­lich, seit 1970 um durch­schnitt­lich 68 Pro­zent. Die Arten­viel­falt in Gewäs­sern und Feucht­ge­bie­ten schwin­det noch schnel­ler – um 84 Pro­zent! Fakt ist: Wir ver­lie­ren öko­lo­gi­sche Viel­falt in unge­ahn­tem Aus­maß und Tem­po. Alles wis­sen­schaft­lich erwie­sen und fest­ge­hal­ten im Living Pla­net Report. 
Und Fakt ist auch: Die Erde braucht uns nicht, aber wir brau­chen sie. Wir wer­den nur dann eine lebens­wer­te Zukunft auf unse­rem Pla­ne­ten haben, wenn wir Öko­lo­gie und Öko­no­mie in Ein­klang brin­gen. Wir müs­sen unser Wirt­schafts­sys­tem kom­plett neu zu denken.
Irgend­wie wis­sen wir ja alle, dass irgend­et­was nicht mehr stimmt. Wenn wir ehr­lich sind, wis­sen wir, dass das Pro­blem nicht ein­fach “nur” eine Pan­de­mie ist. “Nur” das Plas­tik im Meer oder irgend­ein Arten­ster­ben. Wir wis­sen, dass wir Men­schen das Pro­blem sind. Es ist unse­re Art und Wei­se, wie wir mit der Natur und unse­rem Pla­ne­ten umgehen.
Wie kommt es, dass wir der Natur immer nur dann einen Wert zumes­sen, wenn wir sie zer­stö­ren und ver­kau­fen kön­nen? Aber umge­kehrt: Was ist ein Baum wert, wenn er ste­hen bleibt? Er ver­sorgt uns alle mit Sauer­stoff, fil­tert CO2 und hält uns am Leben. Er ist nichts ande­res als unser Life-Sup­port Sys­tem. Und doch fäl­len wir Bäu­me in unbe­kann­tem Ausmaß.
Die Rea­li­tät ist, dass die Natio­nen der Erde rund 500 Mil­li­ar­den Dol­lar jähr­lich zah­len, um die Natur aus­zu­beu­ten und zu zer­stö­ren. Es sind Sub­ven­tio­nen für die Land­wirt­schaft, für fos­si­le Kraft­stof­fe, für Ener­gie, für die Fische­rei oder für Dün­ge­mit­tel. Ins­ge­samt ent­ste­hen durch fehl­ge­lei­te­te öffent­li­che Gel­der welt­weit Schä­den im Wert von vier bis sechs Bil­lio­nen Dol­lar. Für den Schutz der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen dage­gen gibt die Mensch­heit nur 120 Mil­li­ar­den Dol­lar jähr­lich aus. Das sind 0,1 Pro­zent der glo­ba­len Wirt­schafts­leis­tung. All unse­re Wachs­tums- und Ent­wick­lungs­theo­rien erken­nen die Abhän­gig­keit der Mensch­heit von der Natur nicht an. Die Natur ist mehr als ein blo­ßes Wirtschaftsgut.
Ein Wirt­schafts­sys­tem, das auf gren­zen­lo­sem Wachs­tum fußt, wird zum öko­lo­gi­schen und kli­ma­ti­schen Kol­laps füh­ren. Gren­zen­lo­ses Wachs­tum ist eine Illu­si­on. Natür­lich kön­nen wir immer wei­ter in den Bal­lon pus­ten, irgend­wann wird er plat­zen. Egal wie sehr wir uns wün­schen, dass er immer grö­ßer wird. Sei­ne natür­lich Wachs­tums­gren­ze ist irgend­wann erreicht.

Wir behan­deln die Erde aber so wie einen Bal­lon. Wir ver­ges­sen, dass es auch hier Gren­zen gibt – pla­ne­ta­re Gren­zen. So nen­nen wir die öko­lo­gi­schen Gren­zen der Erde. Die Kli­ma­er­hit­zung ist eine der glo­ba­len Gren­zen. Sofern wir als Men­schen dau­er­haft in einer siche­ren Umwelt leben wol­len, müs­sen wir die Tem­pe­ra­tur unter­halb von maxi­mal 1,5 Grad Cel­si­us des vor­in­dus­tri­el­len Niveaus halten.
Aber Gren­zen haben auch Was­ser­ver­brauch, die Land­nut­zung oder Bio­di­ver­si­tät. Es wer­den neun pla­ne­ta­re Gren­zen defi­niert, die einen siche­ren Hand­lungs­spiel­raum für die Mensch­heit fest­le­gen. Eini­ge davon sind jedoch bereits über­schrit­ten. Ihre Über­schrei­tung gefähr­det die Sta­bi­li­tät des Öko­sys­tems und die Lebens­grund­la­gen der Mensch­heit. Zuletzt zeig­te dies ein­drucks­voll die Net­flix-Doku Brea­king Bounda­ries von Johann Rock­ström und David Attenborough.
Wir sind an einem kri­ti­schen Punkt ange­kom­men: Was in den nächs­ten zehn Jah­ren geschieht, wird über die Zukunft der Erde ent­schei­den. Wir müs­sen die Mee­re vor Ver­saue­rung schüt­zen, die Humus­schich­ten für die Land­wirt­schaft bewah­ren, die Bio­di­ver­si­tät erhal­ten und vie­les mehr. Gene­rell müs­sen wir den Druck auf die Öko­sys­te­me ver­rin­gern. Der Ein­klang von Mensch und Natur müs­sen wir wie­der her­stel­len. Denn: Es gibt kei­ne Öko­no­mie ohne Ökologie.
Wir müs­sen es schaf­fen, die natür­li­chen, ver­füg­ba­ren Res­sour­cen glo­bal zu den­ken und zu erhal­ten. Der Schutz der öko­lo­gi­schen Sys­te­me ist alter­na­tiv­los, wenn wir eine Zukunft haben wol­len. Der Schutz der Natur ist alter­na­tiv­los, wenn wir über­le­ben wollen.
Wir brau­chen eine neue wirt­schaft­li­che Logik. Wis­sen­schaft­lich fun­dier­te Zie­le für alle glo­ba­len Gemein­gü­ter für alle Unter­neh­men und Städ­te auf der Welt gibt es. Jetzt müs­sen die glo­ba­len Emis­sio­nen bis 2030 um die Hälf­te sin­ken. Und bis 2050 (oder bes­ser frü­her) Net­to-Null errei­chen. Das bedeu­tet Dekar­bo­ni­sie­ren: Ener­gie, Indus­trie, Trans­port, Gebäu­de. Die Ära der fos­si­len Brenn­stof­fe ist vor­bei. Wir müs­sen die Land­wirt­schaft von einer Emis­si­ons­quel­le in einen Koh­len­stoff­spei­cher umwan­deln. Unse­re Ozea­ne und unser Land müs­sen wir schüt­zen. Die natür­li­chen Öko­sys­te­me absor­bie­ren die Hälf­te unse­rer Emis­sio­nen absorbieren.
Wir müs­sen unse­re Wirt­schaft trans­for­mie­ren und nach­hal­tig wirt­schaf­ten. Unter­neh­men kön­nen und müs­sen einen Bei­trag zu den öko­lo­gi­schen und sozia­len Her­aus­for­de­run­gen leis­ten, vor denen die Welt steht. Und des­halb reden wir nicht über Unter­neh­men, son­dern mit ihnen.
Es sind die zen­tra­len öko­no­mi­schen Zukunfts­fra­gen, was es kon­kret bedeu­tet, nach­hal­tig, inner­halb der pla­ne­ta­ren Belas­tungs­gren­zen zu wirt­schaf­ten. Als eine der größ­ten und erfah­rens­ten Natur­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen der Welt ste­hen wir Unter­neh­men bera­tend zur Sei­te. Wir beglei­ten sie mit kla­ren Zie­len und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen auf dem Weg hin zu einem One Pla­net Business.
Das WWF One Pla­net Busi­ness Frame­work zeigt die ent­schei­den­den öko­lo­gi­schen und sozia­len Nach­hal­tig­keits­the­men auf. Wir defi­nie­ren, was es bedeu­tet, ein One Pla­net Busi­ness zu sein und wie ein Unter­neh­men sich in die­se Rich­tung ent­wi­ckeln kann. Unser Frame­work ori­en­tiert sich an Sci­ence-Based Tar­gets (SBTs) für Kli­ma und Natur. In den sozia­len The­men wer­den von Exper­ten aner­kann­te Bench­marks verwendet.
Wir kön­nen es schaf­fen. Wir sind in der Lage glo­bal und ver­netzt zu agie­ren. Ja, wir haben das Wis­sen. Wir haben die Tech­no­lo­gie. Es ist sozi­al und wirt­schaft­lich sinn­voll. Wir müs­sen es nur tun. Gemeinsam.
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Dr. Martin Bethke verantwortet die Unternehmenskooperationen des WWF und ist Geschäftsführer der PANDA Fördergesellschaft (PFG). In diesen Funktionen wirkt er auf Märkte, Branchen und Unternehmen ein, um die Anzahl von Marktteilnehmern zu steigern, für die nachhaltiges Wirtschaften und ein geringer ökologischer Fußabdruck eine Selbstverständlichkeit sind.
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