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von Sophia Spyropoulos, MDR AKTUELL
Stand: 03. Oktober 2021, 05:00 Uhr
Juso-Chefin Rosenthal hatte vor wenigen Tagen bei MDR AKTUELL die Ausbildungsmoral von Unternehmen kritisiert. Sie würden sich zunehmend aus der Verantwortung stehlen und kaum noch Lehrstellen anbieten. Der Zentralverband des Handwerks, die IHK Chemnitz und der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wollen das nicht auf sich sitzen lassen.
"Unternehmen stehlen sich aus der Verantwortung, auszubilden"
MDR AKTUELL So 03.10.2021 12:12Uhr 02:44 min
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Eineinhalbtausend Unternehmerinnen und Unternehmer könnten sich durchaus von dem Vorwurf der Juso-Chefin Jessica Rosenthal angesprochen fühlen. Denn so viele Ausbildungsbetriebe weniger gab es 2019 im Vergleich zum Vorjahr. Das ist ein Rückgang um 0,4 Prozent. So steht es im Berufsbildungsbericht des Bildungsministeriums. Diese Zahl gibt Rosenthal also recht.
Dennoch ärgert sich Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverband des Handwerks, über den Vorwurf der Juso-Chefin und vermutet ein „Informationsdefizit bei Frau Rosenthal“.
Wollseifer betont mit Blick auf die Ausbildungssituation, ganz das Gegenteil der Vorwürfe sei der Fall. Das Handwerk sei grundsätzlich anders, man tue „eine ganze Menge“ für die Ausbildung.
Ich denke, Frau Rosenthal wird ein Informationsdefizit haben.
Juso-Chefin Jessica Rosenthal meint, die SPD sollte bei Sondierungsgesprächen mit Grünen und FDP die Gerechtigkeitsfrage ins Zentrum stellen. Zudem betonte sie die Wichtigkeit, jungen Menschen eine Stimme zu geben.
MDR AKTUELL Mi 29.09.2021 16:19Uhr 04:34 min
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In Ostdeutschland ist die Zahl der ausbildenden Betriebe zuletzt leicht angestiegen. Die Kritik der Juso-Chefin Rosenthal kommt daher bei Gabriele Hecker, Geschäftsführerin Bildung bei der IHK Chemnitz, ebenfalls nicht gut an. Sie sagt MDR AKTUELL, die Aussage könne man nicht bestätigen. Das Gegenteil sei der Fall: „Unsere Unternehmen sind nach wie vor sehr daran interessiert, selbst auszubilden.“
Auch Sandra Warden, Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) reagiert verwundert und mit wenig Verständnis. Sie verweist dabei auf das „Gastgewerbe als starke Ausbildungsbranche“, das seit vielen Jahrzehnten sehr viele Ausbildungsplätze anbiete.
Sie sind in einem Alter, wo sie eigentlich endlich durchstarten wollen: Schule beenden, studieren, eine Ausbildung machen. Doch stattdessen erleben viele junge Erwachsene derzeit eine Vollbremsung.
Neben den ausbildenden Betrieben wird auch jährlich die Zahl der verfügbaren Ausbildungsplätze erhoben. Hier gibt es neuere Daten, die bis in die Corona-Zeit reichen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung, kurz BIBB, verzeichnet demnach für 2020 neun Prozent weniger Stellen als im Vorjahr.
Im Gastgewerbe erkläre sich das aber sehr einfach durch Corona, sagt die Dehoga-Vorsitzende Warden. Denn im Frühjahr, als die Stellen besetzt werden sollten, seien Restaurants und Hotels noch geschlossen gewesen. Dass man da natürlich weniger Ausbildungsplätze angeboten habe als in einem normalen Jahr, sei sehr normal und sehr verständlich, betont Warden und verweist zugleich auf eine sinkende Zahl der Bewerber. Diese sei viel stärker rückläufig als die Zahl der Ausbildungsplätze. Da liege das eigentliche Problem.
In dieser Einschätzung sind sich alle Befragten einig, und auch in der Statistik des BIBB spiegelt sich das wieder.
Handwerkspräsident Wollseifer berichtet, dass fast jeder zweite Betrieb noch einen oder eine Auszubildende sucht.
Wollseifer zufolge ist das Angebot da, es gebe eher das Nachfrageproblem. Wenn es eine Verantwortung gebe und vielleicht auch ein Defizit, liege das vielleicht auf der politischen Ebene. Von dort müsste noch mehr kommuniziert werden, dass die berufliche gleichwertig mit der akademischen Bildung sei und es auch dort beste Karrieremöglichkeiten gebe.
Jedes Jahr aufs Neue haben Handwerksbetriebe in Sachsen-Anhalt Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Nun kommt erschwerend die Corona-Krise hinzu. Die Zahl neuer Azubis ist jedenfalls so niedrig wie lange nicht.
Die Zahl der Meisterabsolventen im Handwerk geht seit Jahren zurück. Im Norden Sachsen-Anhalt wurde 2020 ein neuer Tiefstand erreicht: Dort schlossen so wenige Handwerker wie nie ihre Meisterausbildung ab.
An der Dachdeckerschule Lehesten bereiten sich die Auszubildenden auf ihre Abschlussprüfung vor. Doch wegen Corona sind es derzeit nur halb so viele Lehrlinge wie in früheren Jahren – ein echtes Problem für die Schule.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 03. Oktober 2021 | 05:00 Uhr
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