Entgegen der Erwartung von Experten ist die Inflation in der Türkei im August den dritten Monat in Folge gestiegen. 19,25 Prozent Teuerung lassen jetzt keinen Spielraum für Zinssenkungen. Die wiederum fordert Präsident Erdogan aber, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Es gibt beneidenswertere Jobs, als Zentralbank-Chef der Türkei zu sein. Sahap Kavcioglu hat das Amt erst seit März inne, er ist innerhalb eines Jahres der dritte Ökonom, den Präsident Recip Tayyip Erdogan auf den Posten gesetzt hat. Nachdem es Kavcioglus Vorgänger Naci Agbal über den Winter gelungen war, den Abwärtstrend der Lira zu stoppen, sollte der Neue jetzt dafür sorgen, dass die Türken real Zinsen für Ihr Erspartes bekommen, der Leitzins also über der Inflationsrate bleibt. Gleichzeitig fordert Erdogan aber seit langem eine Niedrigzinspolitik nach Vorbild von Fed und EZB, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Die Zinsen gleichzeitig hochzuhalten und zu senken, wäre schon eine Mammutaufgabe, aber Kavcioglu wird sie noch zusätzlich durch die Konjunktur erschwert. Die seit Jahren hohe Inflationsrate in der Türkei ist in diesem Jahr noch weiter gestiegen. Im August kletterte sie auf 19,25 Prozent, obwohl Ökonomen eigentlich einen leichten Rückgang auf 18,75 Prozent erwartet hatten. Die Zinsrate kann da nicht mithalten. Mit 19 Prozent liegt sie jetzt wieder leicht unter der Teuerung, real machen die Türken also einen Verlust von 0,25 Prozent, wenn sie ihr Geld zum gültigen Zinssatz anlegen.
Auch die Lira wird weiterhin schwächer. Gegenüber dem Euro  hat sie in diesem Jahr bereits rund acht Prozent ihres Wertes verloren, gegenüber dem US-Dollar sind es rund zehn Prozent. Langfristig liegt der Wertverlust bei 66 Prozent gegenüber dem Euro in den vergangenen fünf Jahren und 64 Prozent gegenüber dem US-Dollar.
Es sind Werte, die andeuten, dass auch Kavcioglu seinen Job nicht mehr lange behalten dürfte. Erdogan hat bereits seine drei Vorgänger in den vergangenen Jahren gefeuert. Experten gilt die türkische Zentralbank deswegen als wenig unabhängig und damit als Risiko – mit ein Grund, warum Investoren lieber aus der Lira fliehen. Im Hintergrund steht dabei ein andauernder Richtungsstreit zwischen dem Präsidenten und seinen Währungsexperten. Erdogan behauptet gegen jede wirtschaftliche Logik, dass hohe Zinssätze die Inflation treiben würden.
Um die wirksam zu bekämpfen, müsste die Zentralbank aber die Leitzinsen erhöhen – Erdogan fordert aber Senkungen. Auch Kavcioglu war mit dem Versprechen angetreten, die Zinsen stets über der Inflationsrate zu halten. Ob er das angesichts des politischen Drucks jetzt noch schafft, ist fraglich. Bisher geht er einen Mittelweg. Seit seinem Amtsantritt im März hielt er die Leitzinsen bei 19 Prozent – aber da war eben auch die Inflationsrate noch niedriger.
Zwei Dinge treiben die Teuerung in der Türkei stark. Erstens haben sich die Lebensmittelpreise im Jahresvergleich um 29 Prozent verteuert. Und insgesamt liegen die Herstellungskosten in der Industrie fast 43 Prozent höher als vor einem Jahr. Beides hat denselben Grund: Die Türkei ist für die Produktion von Waren stark auf Importe angewiesen. Maschinen, Rohstoffe und in der Landwirtschaft etwa auch Dünger werden selten heimisch hergestellt. Plastikverpackungen aus dem Ausland sind mittlerweile doppelt so teuer wie vergangenen Sommer, für eine Tonne Sonnenblumenöl ging der Preis von 7000 auf 15.000 Lira nach oben.

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Doch nicht nur sind weltweit die Rohstoffpreise in diesem Jahr deutlich angestiegen und Lieferungen von Waren schwer und teuer geworden, auch die schwache Lira spielt in das Problem mit hinein. Eine schwache Währung macht Importe teurer, denn türkische Firmen müssen dafür Lira in internationale Handelswährungen wie Euro oder den US-Dollar tauschen – wofür sie aber immer weniger bekommen.
Die Importprobleme dürften kurzfristig nicht verschwinden. Im Lebensmittelbereich wird viel von den kommenden Ernten auf der Welt abhängen, doch chemische Produkte und Maschinen werden frühestens nächstes Jahr wieder über normale Lieferketten verschifft werden können.
Wie es in der Türkei weitergeht, wird deshalb vom unvermeidlichen Konflikt zwischen Präsident Erdogan und seinem Zentralbank-Chef Kavcioglu abhängen. Setzt sich letzterer durch und erhöht die Zinsen, würden Sparer und Investoren für Anlagen in der Türkei wieder reale Zinsen erhalten. Investieren sie deswegen stärker in Aktien und Firmen in dem Land, würde der Kurs der Lira wieder steigen und die Importe günstiger werden. Das könnte dann auch die Inflationsrate zumindest ein wenig fallen lassen.
Möglich, dass Erdogan diesmal auf den Experten hört. Seine Beliebtheitswerte sind in Umfragen zuletzt deutlich gesunken. Zwar sind solche Umfragen in der Türkei ebenso wie hierzulande mit Vorsicht zu genießen, aber sie könnten den Machtmenschen Erdogan vielleicht zum Nachdenken bringen. Setzt sich der Präsident mit seiner unwissenschaftlichen Haltung jedoch durch und fordert Zinssenkungen von Kavcioglu, wird das Chaos weitergehen – wahrscheinlich inklusive der Kündigung des Zentralbankers.
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