Dass vor allem Universitäten Schauplätze politischer Aktionen und Statements sind, an denen sich bisweilen Debatten bis weit über den Campus hinaus entzünden, ist wahrlich nichts Neues. Aber dass sich eine Grundschule hier als Impulsgeber hervortut, ist dann doch eher selten. Genau das geschah aber im niederländischen Zevenaar, nahe der niederländisch-deutschen Grenze. Die dortige Grundschule hat kurzerhand den Karneval auf dem Schulgelände recht pragmatisch in „Verkleidungsfest“ umbenannt. Jetzt werden tradionsbewusste Narren hüben wie drüben noch ein Stück närrischer – vor Zorn.

Der Hintergrund der Namensänderung ist dabei folgender: Begriffe wie „Fasching“ oder „Karneval“ deuten auf christliche Wurzeln oder zumindest auf christliches Brauchtum hin. So soll beispielsweise der Begriff „Fasching“ im mittelhochdeutschen „Vaschang“ wurzeln, was so viel wie „Ausschank des Fastentrunks“ bedeutet. Noch eindeutiger ist die Abstammung des Begriffs „Karneval“, der dem lateinischen „carne vale“ (“Fleisch lebe Wohl“) entlehnt ist. Um nun, laut eigener Aussage, eine „religiöse Bevormundung“ zu verhindern, wurde das Fest an der Schule neutral (und ganz und gar phantasielos, wenn man das mal in eigener Sache anmerken darf) in „Verkleidungsfest“ umbenannt

Wurzeln des Karnevals sind nicht eindeutig geklärt

Dabei ist es noch nicht einmal notwendigerweise wirklich erwiesen, inwiefern das Karnevalsfest tatsächlich in christlichem Brauchtum wurzelt. Dass die Begriffe christlich geprägt sind, mag sein. Doch entsprechende Festivitäten konnten bis nach Mesopotamien verfolgt werden und könnten somit bis zu 5.000 Jahre alt sein. Deutlich älter also, als es das Christentum ist! Gemessen daran, dass sich das Christentum zum Zeitpunkt seiner Durchsetzung etliche etablierte Gebräuche zu Eigen gemacht hat oder schlicht übernommen hat, schließt das Eine das Andere also keineswegs aus.

Nicht dass es anno 2020 auch noch so wahnsinnig wichtig wäre. Eine Prunksitzung erinnert nicht gerade an einen Sonntagsbesuch in der Kirche. Kinderfasching noch weniger. Und warum eine so staubtrockene Bezeichnung jetzt irgendwie inklusiver für die kleinen Kinder sein soll, denen historische Wurzeln und Wortbedeutungen in toten Sprachen (speziell an diesem Tag) herzlich egal sein dürften, das ist auch nicht so wirklich erklärt worden.

Was kommt als Nächstes? Wird man Weihnachten in das „Geschenke-und-drei-Kilo-zunehmen-Fest“ umbenennen? Und wie wird man den Kindern die näher rückenden Ferien (immerhin vom erwiesenermaßen christlichen Ostern inspiriert) religiös neutral vermitteln können, auf dass sie unbelastet in die schulfreie Zeit entlassen werden können? Fragen, die sich niemand stellt! Schon gar nicht die Kinder.